Vakuumventile nutzen, wie andere Ventile, einige grundlegenden Mechaniken, wie z.B. Schieber, Klapp- oder Drehteller zur Abtrennung oder Isolation von Vakuumbereichen sowie zur Steuerung von Volumenströmen. Die Rahmenbedingungen für den Einsatz diese Mechaniken sind aber vollkommen andere. So sind z.B. ein hoher Grad an Partikelfreiheit, präzise Steuerung von sehr kleinen Volumenströmen, hermetische Dichtung, minimale Vibrationen und Stösse entscheidende Eigenschaften. Dies führt dazu, dass diese grundlegenden Mechaniken bei Vakuumventilen in der Regel anders ausgeführt sind. So sind z.B. Schließmechaniken in der Regel so gestaltet, dass sie ohne Reibung schließen und wenn überhaupt nur minimale Vibrationen und Stösse verursachen. Ferner sind Steuerungsbewegungen extrem fein dosierbar und Dichtungen so optimiert, dass sie im Ideal keine Partikel freisetzen und ihre statischen oder dynamischen Eigenschaften über lange Einsatzzeiträume stabil bleiben.
Folgende Grundtypen von Vakuumventilen kommen zum Einsatz:
1) Vakuumschieber – In der Regel Ideal, für Isolations- oder einfachere Regelanwendungen. Sehr schmale Einbautiefe, maximaler Leitwert (minimaler Strömungswiderstand), zusätzlicher Platzbedarf für den Verfahrraum des Ventiltellers. Als Subtyp auch als Vakuum-Schlitzventil alias Vakuum-Transferventil oder Vakuum-Tür genutzt, um Produkte in Vakuumprozesskammern einzubringen.
2) Vakuum-Eckventile (auch Vakuum-Sitzventile genannt) – Universelle Allzweck-Vakuumventile. Sehr kompaktes Baumaß, in der Regel sehr Modular in Bezug auf Dichtung, Antrieb und Sensorik. Durchschnittlicher Leitwert, sehr einfache Wartung. Sehr gute und ggf. sehr präzise Steuerbarkeit.
3) Vakuum-Butterfly-Ventile (auch Vakuum-Klappenventile genannt) – Primär für Regelanwendungen. Sehr schmale Einbautiefe, wie bei Schiebern, guter Leitwert, schnelle und präzise Regelbarkeit.
4) Vakuum-Pendelventile – Sehr schmale Einbautiefe, kompaktes Baumaß, kombiniertes sehr präzises Regelverhalten mit sehr gutem Isolationsvermögen und sehr hohem Leitwert.
5) Strömungssymmetrisches Vakuum-Regelventil – Sonderform speziell auf ein sehr homogenes Strömungsverhalten optimiert, vom ersten Öffnen bis zur vollständigen Ventilöffnung.
6) Gasdosierventile oder auchLeckventile (engl. Leak Valves)– Speziell für die sehr feine Dosierung von z.B. Prozessgasen bei kleinen Volumenströmen.
7) Überdruck- oder Flutventile – Sicherheitsventile, die eine kontrollierte, in der Regel vollständige Belüftung von Vakuumsystemen erlauben sowie das Überschreiten definierter Druckbedingungen verhindern.
8) Vakuum-Rückschlagventile– Passive, volumenstrom- und differenzdruck-getriebene Ventile.In Regelfall zumSchutz von Vakuumsystemen vor Rückfluss-Kontaminierungen. Einsatz z.B. zwischen Vakuum-Vorpumpen und Vakuumsystem.
9) Schnellschlussventile – Aktive Schutzventile, die in der Regel größere Vakuumvolumina oder -kammern vor Vakuumverlust durch Leckagen schützen. Wesentliches Merkmal: Sehr schnelle Schließreaktion bei detektiertem Druckabfall. Bei UHV- und XHV-Anwendungen in der Regel zusätzlich durch Sektor-Vakuumventile (meist Vakuumschieber) unterstützt um eine hermetische Isolation auch bei sehr hohen Differenzdrücken zu gewährleisten.
10) Vakuum-Ganzmetallventile – Spezielle Gruppe von Vakuum-Ventilen, die für extreme Druck-, Temperatur- und Strahlungsbedingungen ausgelegt sind. Wesentliche Merkmal: Hart-auf-Hart (Metall auf Metall) dichtend, keine Elastomer-Dichtungen, da diese den Einsatzbedingungen nicht standhalten würden.
11) Vakuum-Mehrventilbaugruppen – Sonderform, die mehrere Vakuumventil-Funktionen in einer Baueinheit zusammenfasst. Wesentliches Merkmal: reduzierte Anzahl von Bauteilen, schnellere Montage. In der Regel maßgeschneidert auf Kundenanforderung.
12) 3-Stellungs-Vakuumventile – Sonderform von Vakuum-Isolationsventilen, bei denen neben der Geschlossen- und Offenstellung noch eine dritte Ventilstellung definiert werden kann. Anwendung z.B. zur Vermeidung von Druckimpulsen durch ein zu schnelles Öffnen des Ventils bei hohen Differenzdrücken. Die dritte Stellung ist dann z.B. eine Stellung, in der für kurze Zeit der Anpressdruck auf die Dichtung leicht verringert wird, ohne dass das Ventil optisch geöffnet ist, was zu einer sanfteren Druckänderung führt.
Neben diesen Grundtypen gibt es noch eine Vielzahl von hybriden Varianten, die zum Teil unterschiedliche Ventil-Technologien kombinieren bzw. Lösungen für bestimmte Spezialanforderungen bieten.